logo 1

Im Jahr 1994 - die Bundestagswahl stand vor der Tür - sah Peter Barczik einen Beitrag im ZDF und meinte, das Wort "Tierschutzpartei" auf dem eingeblendeten Wahlzettel gesehen zu haben. Aufgeregt rief er beim Sender an und wurde an Egon Karp, dem damaligen kommissarischen Bundesvorsitzenden der TSP, weiter empfohlen. Nach einem Telefonat kam es nicht nur zur beabsichtigten Mitgliedschaft - der ersten in den damals noch neuen Bundesländern - sondern man bat Peter Barczik zudem, die Gründung eines Landesverbandes - ebenfalls der erste im Osten - vorzubereiten. Mit einer handvoll engagierter Leute, von denen einige auch heute noch Mitglied unserer Tierschutzallianz sind, fand dann zu Beginn des Jahres 1996 die Gründung des LV Sachsen-Anhalt statt. Ausgestattet mit einer alten Schreibmaschine, einem Telefon und einem Fax-Gerät, das nur funktionierte, wenn es Lust dazu hatte, erreichte Peter Barczik in den elf Jahren seiner Vorstandsarbeit mehr, als die meisten Landesverbände der TSP zusammen. Im Jahr 2004 wurde in Magdeburg erstmals ein Mandat gewonnen. Unter seiner Leitung erreichte Sachsen-Anhalt Spitzenergebnisse innerhalb der TSP zur Europawahl 2004 und 2009 von 1,8 % bzw. 2 % in einer Zeit, in der diese Partei meist eine 0 vor dem Komma verzeichnete. Rückschläge - wie etwa 2006 der Verlust des Magdeburger Mandats durch Wechsel der Stadträtin zum BfM - trugen wir gemeinsam und machten uns nur stärker.

Im Jahr 2007 reichte Peter Barczik den Staffelstab an mich weiter, blieb uns jedoch immer als Vorstandsmitglied und "graue Eminenz" hilfreich zur Seite. Voller Kampfgeist nahm er - der selbst ehemals Bundesvorstandsmitglied der TSP war - ab 2011 noch einmal das Zepter mit in die Hand, als wir zweieinhalb Jahre für demokratische Strukturen, Aufklärungen in Gehaltsaffairen und die Abgrenzung von faschistischem Gedankengut eintraten. Am Ende stand die gemeinsame Einsicht, dass für uns nach allem, was geleistet wurde, kein Platz mehr in der TSP war und so wagte auch der damals bereits 80-jährige Tierrechtsveteran nach fast 20-jähriger Mitgliedschaft in der TSP mit uns den Sprung ins kalte Wasser - wir gründeten die Tierschutzallianz, um unsere Arbeit wieder ohne Angst und Repressalien fortsetzen zu können.

Bis vor zwei Jahren war Peter Barczik mit uns auf so vielen Demonstrationen und Mahnwachen. Kein Zirkuszelt mit Tieren, vor dem er nicht gestanden hätte und sich von wildfremden Menschen beschimpfen lassen musste. Um sein ehrenamtliches Engagement hat er nie viel Wesen gemacht. Er war da, wenn man ihn brauchte. Punkt.

Besonders am Herzen lag ihm der Gnadenhof "Katzeninsel" von Konrad Trummer, den er seit Jahrzehnten unterstützte. Er unterstützte den Pferde-Gnadenhof in Cobbel, wurde wie viele von uns Mitglied der Tiertafel, wuppte mit uns trotz seines Alters zwei Umzüge, schleppte säckeweise Futter... Mit vielen von uns war er Mitglied im Bündnis für Tiere aktiv, bevor er im stolzen Alter von 85 Jahren den Verein Pfotenfreunde Deutschland e. V. mit gründete. Stattete man Peter Barczik unangemeldet einen Besuch ab, war er mit Sicherheit gerade unterwegs, Katzenfutter zu verteilen, Igel zu füttern, auch so manche Ente lief ihm gern nach. Wo die Tiere waren, da fand man ihn dann schließlich...

Aber auch die Menschen waren ihm nicht egal. Bis zuletzt war er gern gesehener und geladener Gast bei so vielen Klassentreffen. "Seine" Kinder - viele davon inzwischen auch schon in die Rentenjahre gekommen - freuten sich immer wieder, wenn er seine Teilnahme einrichten konnte.

Es gab auch bei uns für Peter Barczik nicht immer nur glückliche Stunden. Zuletzt musste er 2019 miterleben, wie jemand, dem er wie wir alle noch einmal Verrauen schenkte, dieses mit Füßen trat, in dem er Verrat übte und unsere Partei zerstören wollte. Unsere Gemeinschaft war zum Glück stärker und hat sich inzwischen auch davon erholt. Gut, dass er das noch miterleben konnte...

Was er nicht mehr erleben durfte, war eine Aufarbeitung der Geschehnisse der Jahre 2011 - 2013; auch auf eine Entschuldigung des Bundesvorstands der TSP oder aber auch eine Anerkennung seiner Leistung durch den amtierenden Landesvorstand in Sachsen-Anhalt, der nur die Früchte der Aufbauarbeit des Teams um Peter Barcziks erntet, wartete er vergebens. Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Achtsamkeit, für viele ist das jeweils neben nur eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben.

Froh sind wir dennoch, dass Peter Barczik am Ende seines Lebens noch miterleben durfte, dass sich die Tierschutzallianz nun endlich am Stammsitz politisch so etablieren kann, wie er es sich immer gewünscht und wofür er sich bis ins hohe Alter eingesetzt hat. Wir sind aktiver denn je und auch wenn so manche Anträge bislang noch ins Leere laufen, weil die Mehrheiten im Stadtrat es nicht anders zulassen, so ist dies alles die Vorarbeit zu dem, was wir in der Zukunft erreichen werden. Wir werden unsere Arbeit im Sinne unseres Gründungsmitglieds fortsetzen. Wir werden seine Ideen, seinen Wunsch nach einem friedlichen Miteinander von Mensch und Tier in intakter Natur mit solider ehrlicher und für unsere Partner berechenbarer Arbeit und wachsendem Einfluss umsetzen und nach und nach eine Welt schaffen, in der es sich für alle zu leben lohnt. Wenn nicht wir es schaffen, dann die nächste Generation. Versprochen!

Tief bestürzt, aber auch unendlich danbkar,

Josef Fassl als Vorsitzender der

Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz

- Tierschutzallianz -

im Namen des Vorstands und aller Mitglieder

Magdeburg, 22.07.2021

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.